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Kinderverse:

Spottverse

Dass das Leben ein Kampf ist und dass der Schlagfertige in diesem Kampfe weiterkommt, merkt schon das Kind. Dies mag die ungeheure Beliebtheit gerade dieser Verse erklären. Ob beim Necken oder beim Streiten, die Verse erfüllen hier allemal den Dienst, den Partner zu necken, zu ärgern oder gar verbal zu besiegen.

Necken

 

Liri, lari Leffilstill

dich chamu vergeicku

wie mu will.    

 

Liri, lari, Leftilstill‚

di aaltu Wiiber tanzunt vill,

di Jungu nit gaar weenig,

bsunders iische [Name].

 

(auf lästiges Fragen)

Wie spaat ischts?

Viertil ab der aaltu Holzstäga,

wess druff ischt so schlaats.

 

VARIANTE:

gliich vill wie geschter

um dischi Ziit!

 

Wunderfitz und Freeguaarsch,

hinnerrum ischt Affrikaa.   

 

Ass aalts Fass,

an niwwe Reiff,         

het d Nasa vill z teiff.      

 

Gib d Hand,

du bischt an Elefant;

gimmer schi wider,

de bischt an Widder;

gischt mer schi noch amaal,

bischt nit ganz normaal?

 

Spiel mit dem Gleichklang zu Namen:

 

Schoo racht, Aibröcht;

schoo gschee, Roschee;

schoo güet, Stallbüeb;

schoo röcht, Stallchnächt;   

herr üff, der Herr ischt verüff.  

 

Hescht heiss? -

soo schliiff in di Geiss;

heschi Durscht? -

soo schliif in d Wurscht;

hescht chaalt? -

soo schliif in du Waald;

heschi ds Higgi? -

soo schliiff in ds Gitzi;

hescht Schlaaf? -

soo schliiff in ds Schaaf;

heschi Büüchwee? -

soo triich Kammillutee;

hescht der Füess verstüücht? -

soo legg di uff du Büüch;    

bischt chrank? -

so schliif in du Tank.

 

Beliebt sind die Neckereien über die verschiedenen Orte:

 

Trilli, tralli

Naatischer Challi

dii va Birgisch chommunt öü;

äär an Chropf

und schii an Chropf

und alli Tschdubälli.

 

In Bischter

nimmt der Tiifil der Pfischter

weeri äär nit an Göüch,

so neemmi är di öü;

weeri är nit an Brämu‚

soo neemmi är alli zämu.

 

D Eischler heint ds Güet,

d Unnerbächner der Müet,

di Birchner Chooru und

Weizu gnüeg.

 

D Leigger sind Badner

und Badner sind Bäärner,

und d Bäärner sind Hind;

jetz wisster wass d Leigger

und d Badner sind.

 

Guttet und Feschil

riitunt alli uff einum Eschil.

 

Guttet, Feschil und Braatsch

sind alli nit vill raatsch

 

Der Ma uff dum Ross,

ds Wiib uff der Chüe,

ds Chind uff dum Chalb,

soo riitunt di Guttner und

Feschler z Alp.

 

 

Deisch ooni Wind,

Lax ooni Chind,

Fiesch ooni Spott  

ischt an bsundri Gaab va Gott.

 

Briger Techter mag i nit‚

giblätzotti Schüe träägu chan i nit

will eini mit Manier

 

Leetschermutta trallalaa

rüüdige Bei und Zoggla dra.

 

Der Lüüderbüeb, der Lüüderbüeb

der hocket uff der Tannu.

was macht äär daa,

wass macht äär daa?

Tüet Voguldräcka wannu.

 

Derr Lüüderbüeb, der Lüderbüeb,

der hocket uff der Teelu.

Wass macht äär daa

was macht äär da?

Tuet Voguldräcks treellu.    

Chrüi und Chabos

 

Grundsätzlich sind die verschiedenen Kinderverse schwer in ein einheitliches Schema zu pressen oder themafisch zu ordnen. Bei den nachfolgenden BeispieIen war dies besonders schwer, wenn nicht gar unmöglich; deshalb seien sie unter der stehenden Redewendung «Chrüf und Chabos» im Folgenden aufgeführt.

 

Soo sägsch‚

wie wier füüf gits nit vier;

wier drii sii di zwei einzigu.

 

Langi‚ langi Chetii‚

der Tiifil ischf diine Getti.

 

Gang schattuhalber ambri‚

chumm sunnuhalber ammüeche

und bring mer di Geps,

suschf gits der di Gretz,

du vermaladeite Stretsch.

 

(übertriebenes Danken)

Vergäälts Gott,

tüüsig maalu, liebi Seele,

hunderttüüsig Läderseck    

und eine druber i.       

 

Eine beliebte Sprechübung ist der Sprachscherz, der Dialekt und Schriftsprache vermischt. Der Reiz dieser Sprüche liegt im Kontrast zwischen den oft etwas rüden Dialektwörtern und der Hochsprache, der gegenüber der Walliser im allgemeinen und das Kind im besonderen übertriebene Ehrfurcht oder gar Scheu empfinden.

 

Seelig sind di Tampen,

dii in du Himmel eintrampen.

Seelig sind di Noolen,

dii in den Himmel eintrooien.

Seeiig sind di Affen,

dii in den Himmel eingaffen.   Bergpredigt

 

Nummen ein Moment,

ich werde gleich das Lädi holen.

                              

Gehen sie nummen,

sie gehen reetzer.

 

Umkehrverse: in diesen Sprüchen wird die Logik auf den Kopf gestellt; der der Verse besteht darin, dos Kind durch die Unlogik zu provozieren und es zu Korrekturen zu animieren.

 

 

Chiewaarmi Geissmilch

grad frisch va der Suww.

 

Ds Fäärli offus und Stiija wägg.

 

Am Aabund wenn i früüe üffstaa,

der d Chuchi uff de Händu gaa,

chunt der Papa vo der Schüel

und Iiggot schi chrank uff du Stüel;

geent d Chinder in d Fabrik,

soo schlächt ischt iischers Gschick!

 

Hanspeeferli Joosi ischt

gschtannu üff,

heff ds Pfeischter zum Chopf üsskcha,

het gitaget obs glozet hett,

het d Stäga agleit und ischt

der d Hose abgluffu‚

he Stiija gipackt und ischt

der ds Fäärli ingstizt.

 

Häb di am Chrüt,

 und verspann di in der Luft.

 

Verschiedene Verse benutzen fremdsprachliche Wörter, um den Klang oder den Reim zu erreichen. Oft spiel die Bedeutung dieser fremdsprachlichen Wörter für den Sinn des Gesamtspruches keine Rolle. Oft ist es einfach nur die Freude am sprachlichen Klang der verwendeten Wörtern; in diesem Falle könnte man sie schon fast zu den lautmalenden Versen zählen.

 

Allora qui,

allora questa,

zwei Tschoope göbunt wermer

waa an Weschta.

 

Le bœuf, der Ochs,

Ia vache, die Kuh,

fermez Ia porte — die Türe zu.

 

Je suis ammaal im Wälschu gsii;

ee! daa heintsch de güete Wii.

ParIez français hani gleert

und toute Ia boutique aIIs vercheert.

 

Uno, due, tre, quattro, Cinque, sei,

sette, otto, nove, dieci,

mit dum aaltu schlätter Hietschi.

 

Güete Tag, mon cher papa!

Bisch du öü schoo wider daa?

Porlee franssee han ich gleert,

Toute Ia butigg aIIs vercheert.

Iischi Chatz het Jungi kchaa

In dera pötit Zeinu;

Sch’ave sellu Getti sii,

sche n’ete pa deheimu.

sch’ ove sellu Ge’r’ri sii,

sche n’e’re po deheimu.

 

Ponngga seera (Name.)    

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