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Anleitung zur Schreibung der Walliserdialekte

​Allgemeiner Grundsatz:

Schreibe so, wie du sprichst und wie du hörst, ohne Rücksicht auf das hochdeutsche Schriftbild!

 

1. Selbständigkeit der Wörter:

Jedes Wort behält in der Schrift seine Selbständigkeit bei; auf Bindestriche und Apostrophe ist daher konsequent zu verzichten. 

a) Artikel: dr Maa (nicht: d'r Maa), d Räba, d Leitra, d frisch Niidla (nicht: d'Räba usw.), ds Huüs, ds Häärz, ds Öig (nicht :z'Hüüs usw.); het mu, ischt mer (nicht: het-mu, ischt-mer).

b) Präpositionen: z Brig, z Leigg, z Zermatt ( nicht: zNaatersch usw.); z linde tüo, z gschwellu tüe  (nicht: zlinde tüo usw.]  

 

2. Schreibung der Vokale:

a) Kürze des Vokals wird durch einfachen Buchstaben; Länge durch Doppelbuchstaben ausgedrückt: faru-faaru, choru-Chooru, gschribu-schriibu, leschschu-leeschu.

b) Zwischen e- und ä-Lauten ist deutlich zu unterscheiden.  Chees-Chääsfleet-fläät, Henne-Hänne.

c) Kurzer i-Laut wird mit i, langer i-Laut mit ii geschrieben. ie darf nie als  Längezeichen (wie im schriftsprachlichen vier, Tier) verwendet werden. Die Buchstabenverbindung ie dient ausschliesslich zur Bezeichnung des schweizerdeutschen Zwielauts: siedu, dienu, Brief, Triel, gibliet. Beispiele: Himil, Igil, Glick, Dili, ghiiju, gchiju, Siida, lisch, Miisch, ( aber: Miesch = Moos). 

d) Auch die Zwielaute (Diphthonge) sind lautgetreu entsprechend der eigenen Mundart  zu schreiben: Buech, Buoch, Buech, Buöch; Oichu, Öichu, Aichu, Aihu, Ouhu, Öühu. 

e) Das j erscheint vor Vokalen wie in der Schriftsprache und vor allem bei den in der Walliser Mundart häufig vorkommenden Verkleinerungsformen: Rieja, jagigs, Marjoosi, bitzji, Waldji  ( nicht: Waldij).

 

3. Schreibung der Konsonanten:

a) Im Anlaut entsprechen sp und st der analogen hochdeutschen Lautgruppe: springu, Spinna, stitzu, Stüol ( aber: schgädru, Schgitza!) Im Wortinnern soll derselbe Laut als schp und scht geschrieben werden: Ascht, Aschpa, Vischpa, Mischt, meschtu.

b) Die Silben und Wörter sind möglichst lautgetreu wiederzugeben: Chalb-Chalp, Chibji-Chipji, hobluhoplu, GablaGapla.

c) Den Schärfungen ist besondere Beachtung zu schenken: leew aber Heww, Ofo aber offu, speers aber sperru, Spiina aber Spinna, leeschu aber leschschu, losu aber Loosser.

d) Die Vergangenheitsformen (Partizipien) zeigen je nach Dialekt gi- bzw. gg- oder einen anderen Konsonanten: ggangu—gigangu, gibunnu—punne, gitrüüchu— trüüche, ghäbet—gchäbet, gchort, gchnipft, zergchiit.

e) Der x- Laut erscheint überall dort als x, wo dieser Buchstabe auch in der Schriftsprache vorkommt, sonst als gs: Xander, Xavi, Maxji, aber: Agsla, wagsu, wägslu.

 

Quelle: Robert In-Albon: «WIR WALSER», Nr. 1/1978, S. 39 Die Anleitung ist in engster Zusammenarbeit mit dem Bund Schwyzertütsch (Dr. Rudolf Trub und Dr. Alfred Egli) entstanden.

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