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  • Autorenbildvolmar.schmid

marjaundjoosef!!

marjaundjoosef!!

Fluchen tut gut, aber man muss dürfen und es können.

Mein Grossvater war darin Fachmann, wenn er loslegte, tönte es nachhallend ohne Atem zu holen: verdamtverflüechtsstäärnefüüfisakramäntischschiisdräckfüllshinnerfutzigsschwiigrfäässigsaarschloch

Aber mein Grossvater mütterlicherseits kam ja auch aus Baltschieder, in Ausserberg, wo ich aufgewachsen bin, wurde man schon scheel angesehen, wenn einem ein halblautes: marjaundjoosef über die Lippen huschte. Jesinu war absolut verboten; Jesinu wurde in Ausserberg das Fluchen genannt und jeder Pfarrer, der neu nach Ausserberg kam, ging nach dem ersten Beichthören verstört zum Lehre und fragte: «Alle beichten: ich ha gjesinot, was heisst denn das?»

Nun, was mich eigentlich interessiert, ist die Frage: Wie flucht man im Walliserdeutschen. Ich lasse meine Blick ein bisschen schweifen und stelle fest, bei unseren Nachbarn steht der «Scheissdreck» im Zentrum des Schimpfens und Fluchens: beim Franzosen ist es «merde», bei den Deutschen «Scheisse» und in Italien ist man ein «Stronzo»; im anglikanischen Raume ist es das Sexuelle, «fuck» steht im Vordergrund und das nicht nur auf die normale Weise, sondern auch bei sich selbst und der eigenen Mutter. Fluchen und Tabubruch haben also viel miteinander zu tun. Im Fluchen will man gegen «Verbotenes, gegen Tabus, gegen Unsagbares verstossen» und was eignet sich in einem hochkatholisch, klerikal regierten Land besser als die Religion, darum fluchen wir: verdammt, verflüecht, wir äussern unser Angst oder Überraschung mit: jessus, marjaundjoosef, Jessus Maria oder der Saaser mit: jäss, jäss; wir fluchen unseren Gegenüber an mit gottfritstutz oder härrdibullje und dieses Fluchwörter können wir wahlweise kombinieren, verdammt und verflüecht wird dabei zur Verstärkung benutzt, du verflüechte hüero Nool. Bei hüero merkt man, dass auch wir langsam an das anglikanische Fluchen andocken. In meiner 40jährigen Lehrerkarriere habe ich festgestellt, dass wir uns allmählich dem deutschen und dem sexuell geprägten Fluchen angenähert haben. Ich erinnere mich noch, wie ich schockiert war, als mich jemand mit Wixxer betitelte und in den 70ern kam plötzlich das Wort «Scheisse» in Mode; in der 80ern genügte das plötzlich nicht mehr und es wurde zu «echt Scheisse» (also Scheisse mit Echtheitszertifikat) und um die Jahrtausendwende zu «shit» und unsere ungläubige Jugend flucht wacker auf Englisch – cool, nicht! Aber was versteh ich «Motherfucker» schon davon und ich weiss noch heute nicht, wa dii verdammtu hüero Jungini heint gleert flüechu!

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