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Autorenbildvolmar.schmid

Giiz

Bildquus Hohlbein: dance macabre aus https://de.wikipedia.org/wiki/Geiz


Geiz ist geil, hör ich plötzlich aus allen Ecken. Ja, was heisst denn das? In meiner Jugend gab es das Wort „geil“ noch nicht und später bedeutete es ganz etwas anderes, aber heute ist es in der Jugendsprache als „gut, sehr gut, super – eben geil“ gebräuchlich.  Warum den bitte, soll Geiz geil sein? Natürlich, es kommt der modernen Lebensart der Schweizer entgegen: „Das gehört mir, und das werde ich sicher nicht mit anderen teilen!“ Schon unsere alten sagten ja: Sälber frässu macht feist! Ich, ich und nochmals ich, ist die neue Devise. Erinnert ihr euch noch an die Werbeformel: „Weil ich es mir wert bin!“, das genügt doch als Begründung. Va der Riiche leert mu spare! Das haben wir uns von ihnen abgeschaut und das zieht sich heute durch fast alle Schichten. Ja und nein, wer nichts hat, hat bald gespart, für den soll gelten: Sparr in der Noot, de hescht Ziit. Auch fromme Christen treiben ihre Sparsamkeit oft bis zum Geiz, obwohl – da gäbe es doch noch den Grundsatz des Christentums „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“. Na, und? Heisst es nicht auch jede ischt sich sälbscht der Neegscht, also liebe ich ja meinen Nächsten logischerweise am meisten und ich gehe ruhig weiter mit hälf dier sälbst, de hilft der Gott, also, was will ich denn noch mehr! Und in einer bekannten oberwalliser Adelsfamilie galt der Grundsatz: De Aarmu git mu kcheis Gääld, di gäbunt sus sowiso üss!

Stolz sind wir auf unseren Besitz und unseren Reichtum, denn wir haben hart gearbeitet, wir sparen (vor allem am Nächsten): wir sind Schweizer, wir haben geerbt und darauf sind wir stolz und das lassen wir uns auch nicht von irgendeinem Fremden wegnehmen. Natürlich, dass wir Schweizer sind, haben wir schon ein bisschen dem Schicksal (oder Glück) zu verdanken und zum Erben sagt der Walliser: Erpu chan an Göüch mit sibu Chrepf! (Erben kann ein Narr mit sieben Kröpfen). Ja, Geiz ist geil! Ich komme in meinem Ich vorwärts, und ich beglücke mich, ich bin es mir wert!

Unsere Nachtbarn aber in der Nachbarwohnung, am Nachbarort oder -kanton, im Nachbarland halten es aber mit unserem grossen Erzähler Jeremias Gotthelf: An riiche Giizhals und as feisst Schwii, heint eerscht Wäärt na dum Toot.

Volmar Schmid, 24. 10. 2024



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