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... dass pärrwei!

Aktualisiert: 29. Feb. 2020

… dass pärrwei

Was machen wir, wenn uns ein Werkzeug fehlt? … dass pärrwei = dafür finden wir schon eine Lösung! Wir leihen es uns bei den Nachbarn und bringen es nach Gebrauch zurück. Anders ist es bei der Sprache; fehlt uns ein Wort, leihen wir es bei den Nachbarn aus, bringen es dann aber nicht mehr zurück, sondern legen es in unseren Wörterschrank.

Die Deutsche Sprache hat nicht zuletzt aus diesem Grunde (wir unterscheiden zwischen Lehn- und Fremdwörtern) den grössten Wortschatz aller indogermanischen Sprachen. Wir haben schon im Germanischen eifrig beim Lateinischen ausgeliehen: das sind unsere heutigen Lehnwörter (finestra > Fenster), später hat sich dann das Deutsche vor allem beim Französischen bedient (Trottoir). Genau so macht es aber auch der Dialekt! … dass pärrwei: fehlt uns ein Wort, holen wir es im Hochdeutschen (Fernseher, Dübel, Glasfaserkabel…) oder wir holen die Wörter im Schweizerdeutschen, die dieses schon im Französischen geholt hat (Velo, Trottoir, Chauffeur, Coiffeur, Menu…).

Manchmal leihen wir uns aber die Wörter direkt bei unseren anderssprachigen Nachbarn, den Welschen (Franzosen und Italiener). … dass pärrwei (pour vu); kommt es uns komot (commode), schwupps landet es bei uns: Biidi = Eimer (Bidon), Giido = Lenker (guider), Niwo = Lot, Wasserwaage (niveau), Poort = Türe (porte), karisierru = lieben, schäckern, «miteinander gehen» (caresser), Schalusii = Neid, aber auch der Schutz vor Neid, angefacht durch die Neugierde, der Fensterladen (jalousie), Bärisol = Regenschirm (parasol), wobei im Letzteren der Sonnenschirm zum Regenschirm wurde, nicht etwa aus Unkenntnis; nein, den Luxus, sich vor der Sonnen zu schützen, kannte man im Oberwallis nicht.

Übrigens fällt mir beim Bärisol eine Episode aus dem Pomatt ein, hier spricht man Walserdeutsch und hat sich immer sehr scharf gegen das Italienische abgegrenzt. Brauchte man ein neues Wort, hat man es nicht aus dem Italienischen übernommen, sondern man hat einfach ein neues erfunden; als der Regenschirm aufkam, nannte man ihn ds Rägetach, die Uhr wurde zum Zitgereis und er BH zum Unnertschoopo.

Auch bei den Italienern haben wir gewildert, so auf die Schnelle fallen mit zwei Begriffe ein: Palänta und Putz = kleiner Teich (putzo). Und bei einer ganzen Reihe von Wörtern bin ich noch auf der Suche, woher sie stammen: Ggintschet = Türfalle, Türgriff; Pajagga = Schlamm, flüssiger Dreck; Piöda = flüssiger Kuhmist; visierlich = verscheisste, schnäderfrässige; Ggujung = Saukerl, Sauhund …

Neuerdings wildern wir nicht mehr bei den Welschen: fehlt uns im Dialekt ein Wort, holen wir es uns im Schriftdeutschen oder neuerdings im Englischen: ich finde das kuul!

Volmar Schmid 19. 9. 19

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