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Dass ischt doch an Witz


«Dass ischt doch an Witz» ist eine Redensart, die eine Aussage, eine Meinung in Frage stellt. Ich sage dazu: «schau wer mal!»

Kann der Witz Personen charakterisieren? Ich glaube, ja! Letzthin habe ich mit Oberwalliser Witzen beschäftig und stellte fest in vielen Witzen steckt was Wahres. Die folgenden Gedanken werden einige leicht, mittel oder stark betupfen, aber lieber Leser, das bin nicht ich, ich zitiere nur den Volksmund.

Dass das Verhältnis zwischen Ober- und Unterwallis manchmal etwas gespannt ist, zeugt der der folgende unterwalliser Spott: We an Ggaar vam Zerzubi voll mit Oberwalliser uber an Brigga kchiit, ischt das as Unglick, wenn d Oberwalliser uberläbunt an Katastophe. Der Oberwalliser kontert: Was ischt an Bilääng: eine wa zwei Sprache cha; was ischt an Trilääng: eine wa drii Sprache cha; was ischt an Monoläng: das ischt an Unnerwalliser.

Der älteste Oberwalliser ist der Wind, aber dann kommt schon sehr bald der Neid, recht sarkastisch zeigt dies: Chunnt der Herrgott der ds Wallis, da trifft är as Mannji bim Hewwu a. Di zwei chomunt in ds Gsprääch, da mein der Herrgot: «Du hescht sus öü nit liecht, jetz tarfscht der ammaal wiischu, was d willt! Aber diine Nachpüür perchunt ds Dopplota». Ds Mannji ubrleit und uberleit und de äntli seits: «Herrgot, schlach mer as Öüg üss!»

Aber auch einzelne Orte oder Talschaften haben ihre vom Volksmund in gutnachbarschaftlicher Häme zugesprochenen Eigenheiten, so z.B. macht der Salgescher nicht nur guten Wein, er trinkt ihn auch gerne: An Salgescher am Meentag am Morgu: "Ää Maria, ubermooru scho Mittwoch und ich dischi Wucha nummu an maal volle gsii." Die Turtmänner und Törbier gelten als grob, wobei diese Grobheit nicht nur ihrem Charakter sondern auch ihre Sprache entsprinngt. Turtman: Ds Hoochziitspaar geit fiirlich in d Chircha (tämm, tämtäräm) da seit der Brütigamm zer Brüt: "Am Brigil sollst der de nit feellu!" Oder in Törbel: As Teerbji steit vor dum Richter: „So jetz erklerret mer an mal, wie das gangu ischt!“ „Ich weiss öü nit, wie das gangu ischt,“ meint ds Teerbji; „wier sii da zämu am Tisch ghocket und heit dischpitiert und plötzlich hanget dem as Öüg üssa.“ Die Törbier gelten aber noch zusätzlich als sehr naturverbunden im wörtlichen Sinne: „Wa hescht de jetz der Geissbock, wa im Lotto gwunnu hescht?“ „Denu hani mit mier deheimu in der Chuchi.“ „Aber dass ischt ja furchtbar – der Gstank!“ „Ja, der Geissbock müess schi halt dra gwännu.“ Die Ausserberger sind grosskotzig hochmütig: D Üsserbäärger chännt d Jodelmäss vam Kurt Marti nit singu, de das steit im eerschtu Lied: «Herrgott, wier stää vor dier, du soo grooss und wier so chlei…». Die Lötschentaler sind etwas beschränkt, («leetschinu» wurde früher für eine schwerfällige, unbrauchbare Arbeit gebraucht, aber seit der «Walliser Bote» zwei Lötschentaler als Chefredaktoren hatte, wagt man dies nicht mehr zu äussern.): As Leetschi gseet ds Gampil uff dum Märt zeerscht Maal an Spiegil. Äss lüeget dri und stüünet: «prääziis der Vatter». Natiirli chöüffst denu Spiegiel, nimmt nu heim und versteckt nu in der Komoodutricka; immer wider geits ga lüege: «Präziis der Vatter». Das fallt de afa schiiner Froww üff, die Heimlichtüerei passt ra gaar nit. Zneegscht maal, wan är a wäg gischt, geitscht uber die Komodutricka, nimmt der Spiegil üssag und meint: «Wäge dera leidudu Tricka het äs emmal nit a soo meissu as Gschiss machu». Die Saaser gelten als geizig: Warum d Saasi nit wixunt. Äss chunt us dum eigunu Sack! Und die Zermatter als Neureiche: „Ich tüe miis Gääld nimme uff die Bank“, seit eine zum a Matti: „das ischt zwenig sicherts; ich tües unners ds Chopfchischi.“ „Ja, weischt“ meint ds Matti: „so hooch liggu chan ich nit.“ Da bleiben noch die Gommer und die sind faul: "Was hescht de jetz die Zäänernoota da uff dum Bodu la liggu?" "Weischt, de hetti mi miesse bicke!"

Ja, lieber Leser, der Mensch liebt es über seinen Nächsten zu spotten! Denken wir an Ostfriesen-, Österreicher- oder Freiburgerwitze, stellen wir fest, dass vieles davon Wanderwitze sind, die gelten grundsätzlich und gelten für den Menschen gemeinhin; doch ein paar vermögen doch, eine Gegend, einen Menschenschlag zu charakterisieren. Um den Walliser nicht allzu sehr blosszustellen, habe ich alle Beispiele in Walliserdeutsch erzählt – alle verstehen das nicht!

Ich zitiere nur den Volksmund: dass ischt kchei Witz!

Volmar Schmid, 4. 9. 19

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