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  • Autorenbildvolmar.schmid

Ornavasso[1]

Aktualisiert: 3. März 2021



We mu ds Naatersch bi der Chilcha wiiter Richtig Friidhof geit, chunt mu ins Chloosi. Da ischt in verschidene Gebäude hiitu di Primaarschüel va Naatersch. Zmitsch steit an hoohe, aalte, steinige Woonturo: der Ornavassoturo. Vor an parr hunnert Jaar ischt daa, naa dum Chrieg mit dum Kaiser Rootbaart das italienisch Adilsgschlächt va «Urnavas» igizogu; der bikannt Graaf Jozzelin het als Vasall vam Bischof hie an strängi Herrschaft igrichtot. An strängi, willküürlichi Herrschaft, aber psunders schlimm heint sus zwei Nachchommu vam Jozzelin gitribu: kchei Brüüt isch va ine sicher gsii, der Bsitz und ds Läbe va ire Liitu het nix gigoltu. Edelbert und Arnulf heint die zwei gheissu. Bsunders der Arnulf ischt wäärli as Chätzerhüeschtji gsii, nit nur het er alli, wa mu in d Neechi cho sind, schigganiert; är het öü groosskchotzo va schiine Chräft umenandgiplöfft. «Niemmu cha Steina soo wit stoosu, wien ich!» Het är uberall umanandplagiert. Biss mu de as taggsch eine gseit heit: «Arber ds Albäärtji, iische Schaafhirt vam Altetschji, mag doch no vill witer gitriibu!» Sofort het är das Albäärtji la holu und de heintsch schich uff der Burg gitroffu. Der Arnulf het an riisige Stei mee wa uber du halbu Platz uber gschossu und isch beesch grinsundo uf d ander Sita ga staa, wiit awägg, an d Müüra. Düe seit mu ds Albäärtji: «Gang abu an Stuck uf d Siita, dass ischt de gfeerli.» Jaa, het der Arnulf glachet: «Schiess du numma, du Schwechling!» Ds Albäärtji het du Stei gschossu, quer uber du Platz und dum Arnulf hets an der Müüra beidi Tschaage verkwätscht. Sofort sintsch mu ds Hilf und ds Albäärtji isch verschwunnu, nit amüüf ins Aletschji, nei uber du Bäärg und wiit na Domo, rächts uff ar Heechi het är schich niderglaa.

Die biedu Brieder sind no vill uwaatlicher woordu. Vor allum das «Lex primae noctis», ds Rächt va der eerschtu Nacht va jeder Brüt, heintsch mit psundrer Grüüsilligkeit üssgnitzt. Das ischt so wiit gangu, dass di jungu Liit gar nimme heint tärfu Heiraatu. Das ischt an Schutz a soo gangu, bis das an parr junge Purschtu z vill ischt woordu. Schii heint schich zämugitaat und biraatschlagot, de heint zwelf Parrlini schich gliichzitig zer Hoochzit gmääldot. Am Hoochziitstagg heintsch di Brüte wunderbar agleit und gschmickt, vor allum heintsch ne Delch und Messer unner ds Brütchleid gibietzt; so sintsch de in Chilcha ga heiratu. Wasch zer Chilcha üssa cho sint, sint schoo d Chnächta vam Edlebert und vam Arnulf paraat gsii und heint di ganzi Gsellschaft ambrüff zum Ornavasso gfiert. Grinsundo heint schi di beid ampfangu und afa d Reijufolg va de Brüttu bistimmu. Da heint di Purschtu di Dolcha und Mässer ergriffu und di beidu Hängschtu abstochu. Vellig uberrascht heint schich di Chnächte laa antwaffnu und di zwelf Parrlini sind derva, de d Rache va der Vebündotu heintsch miessu firchtu; di Tirannu, di va Turm, Blandrate oder va Raru heint zämughaaltu. Di Parrlini heint scho vorher alls vorbireitot, so sintsch mit Hab und Güet, Vee und Roba uber du Pass; z Albäärtji het schi wiit unnerhalb va Domo, rächts uff der Heechi empfangu. Schii heint schich daa niderglaa und as niwws Walliserdoorf gigründot. Us dum Walliserdorf ischt de mit der Ziit as Walserdoorf wordu. Ine sind de mit der Ziit no vill mee naacho, daa aber nit alle da Platz kcha heint, heintsch schich mit der Ziit uber di ganz Alpe verstrewwot. Mu kchännt schi hiitu als die Walser. Unnerhalb ischt de mit der Ziit as ganzus Doorf entstannu, dem heintsch in Gidäichu an iri Heimat «Urnavas» gseit, d Italienner dernäbu heint de druss «Ornavasso» gmacht. Va Ziit zu Ziit sint schi d Naatischer ga psüechu und waasch de im Wallis di «Hoochwollgibornu» verjagt kcha heint, sint de öü d d Naatischer uff Ornavasso gangu. No hiitu finnot das Träffu all füüf Jaar statt: eismaal z Naatersch, eismal z Ornavasso. Z letscht Träffu im 2020 het leider wäger der Koroonapandemii nit chännu stattfinnu.

Der Woonturo Ornavassu ischt speeter in du Bsitz va der Gmeind Naatersch cho, 1876 heintsch de uss dem Turo ds Schüelhüss gmacht.

Bürchen, 15. 1. 20

Simultantext und Audio

Bildquelle: Naters um 1928, Ludwig Imesch: Das Oberwallis im Bild. Bd. 2, 1919 - 1945, Rottenverlag, Visp, 1980, S. 61

[1] Nacherzählung von Volmar Schmid der Geschichte «Ornavasso» aus Wilhelm Ebener: Illustrierte Wallisersagen. Rotten Verlag, Visp, 3. Aufl. 2008, S. 47;

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