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  • Autorenbildvolmar.schmid

Di goldig Wiega[1]

Aktualisiert: 6. März 2021



We mu ds Saas Fee zum Poschtauto üsstigt und durch die Oberi Dorfstraas spaziert, het mu di groosartig Gletscherwält vor schi und we im Winter nit üffpasst, as Parr Schgii im Gsicht. Mu chunt an der Chilchu verbii und gseet de rächts as aalts, stattlichs Hüss: ds Saaser Museum. Hie cha mu ga lüege, wie Lit friejer gläbt heint. In einerra va dene alte Stubu ischt as mächtigs Walliser Hochbett und vora dra uff der a Komooda as aalts Wiegi. As Wiege ischt as Chinderbett, an länglichi Holzchischta wa di Stirnbrätter unnuna eifach verlängroti und halbrund abgsaagoti sind. Jetz het mu, wenn ds Mämmi gflännot het, eifach am Rand gschreckt und ds Bettji het gwiegillot. Das ischt uberall a soo gsii, darum heisst im Hochtitschu öü: «… in den Schlaf wiegen.» A soo wie dischi Wiega hets in Saas Fee vill friejer a maal ein us püürum Gold ggä. Chänt ier eww das vorstellu – im müüsaarmu Wallis, wasch bis ins zwänzgtoscht Jarhundert heint miessu üsswandru, willsch nit z ässu kcha heint - an goldigi Wiege. Zwar hets im Goms, Brig, Vischp und Leigg an parr Riichi ggä (Brig heisst ja nit ver nix: Briga dives!) aber nit amaal dii hetti schich an goldigi Wiega chännu leischt.

Nit ds normaal Volch, aber di Guggwäärgini heint der Riichtum kcha. Frieje hets dero vill kcha, schii heint in Heeline üsserhalb va de Deerfer gläbt und di Bäärga nach ire Schätzu, wie Kristall, Silber und Gold durchsüecht. An psunders riichi Guggwäärggifamili het ds Hoonegg, an bitz oberhalb vam aaltu Deerfji Saas Fee gläbt. Ds ganz Gschirr ischt us Silber oder Gold gsii. Daa cha mu de säge: «…mit dum a goldigu Leffil im Müll uff d Wäält cho!» Jaa, weeri, hetti, wellti! Genau dass ischt ds Probleem gsi; di Guggwäärggifamili ischt gaar kchei Famili gsii: schii hetti soo gär Naawugs kcha, aber äss het nit sellu sii! Im ganzu Land scheints naa de Guggwäärggidokterra gschickt, aber die Paatra heint nummu vill kchoschtot und nigs gibrungur. Darum ischt de der Aalte heimlich ambir uff Saas Fee und het d Hebamma um Raat gfreegt, und iro Raat het gholfu. Wa de d Weehe cho sint, heintsch di Guggwäärggiäärzt links la liggu und sind d Hebamma ga holu. As Meitji hets ggä, as winzig chleis Guggwäärgumeitji, d Müeter hets sus an di Bruscht gnu und der Vatter het uber ds ganz Gsicht gstraalot, ischt in d Chammra und chunt mit der a winzig chleinu, goldigu Guggwäärggiwiega zrugg. Welis Bild! Der Vatter het schi uberschwänglich bi der Hebamma bidäicht und ra ds Forscher gfillt mit schwaarze Chole. Moordsmässig enttüüscht ischt d Hebamma zrugg ins Doorf, het uff um Wägg eis Cholustuck naa dum andru verlooru. Waasch achunt hetsch nummu no eis. In allum Erger willtsch sus awäggtriibu, aber pletzt merktsch, wie schweeri dii Chola ischt. Genauer lüegst das Stuck a: dass ischt ja Gold! Gold! Wie di Pfiiffa cheertsch um und geit di verloornu Cholusticker ga süechu. Nix mee, keis einzigs Stuckiliti chasch wider finnu. Öü di Guggwäägiheeli finnotsch nimme, nummu an teiffi Stimm keertsch: «Miine Loo ischt dier nit räch; soo, das gscheet der nummu rächt!»

A hüffo Jaar speeter heint zwei Geisshirta, di Guggwäärggini si scho lang verschwunnu, verdrängti va de Iheimischo oder de Turischtu, di goldig Wiega no maal in ara Felsuspaalta gsee, aber wasch das de Gwaalthaber heint wellu ga zeigu, hentsch di Spaalt nimmu gfunnu; aber du chascht der d Wiega ja im Saaser Museum ga alüege, zwar nummu us Holz, aber immerhi!

Simultantext und Audio hier

Bild: Saas Fee, 1924. Ludwig Imesch: Das Oberwallis im Bild. Rotten Verlag, Visp, 1980, Bd. 2, S. 123 [1] Nacherzählung von Volmar Schmid der Geschichte «Die goldige Wiege» aus Wilhelm Ebener: Illustrierte Wallisersagen. Rotten Verlag, Visp, 3. Aufl. 2008, S. 15; Illustration: Anne-Marie Ebener, S. 14

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