volmar.schmid
D herthäärzigu Schweschtre[1]
Aktualisiert: 6. März 2021

As hüffigs Sagumotiiv ischt di Gschicht va der «Blüemlisalp». Blüemlisalpsage seit mu alle dene Gschichte, wa va der a unnergigangnu Alpa oder vam a zersteertu, fruchtbaru Gibiet verzellt. Irgendjemand (an Sänno, an Grundherr, an Meischter) verhaaltot schich schlächt gägunuber Gott oder d Mitmänschu und wird derfirr mit der Zersteerig va schiinum Hab und Güet bistraaft. Meischtens verliert der Umänsch derbii öü no schiis Läbu. Hiitu wellti eww a soo an Gschicht us dum Leetschutal verzellu.
Gägunuber dum Oortji Wiiler im Leetschutelli, waa hiitu rächts und lings vam Wilerbach an riisige Schutthüffo ischt, soll friejer di wäägschti Matta vam ganzu Leetschutelli gsii sii. Fer daa ga ds Hewwu heint immer an Hüffo Lit miessu ga hälfu, schi sind güet versoorgoti cho und heint flott und zigigt gschaffot. Sintsch aber a maal am a Samstag bim Bättuliitu nit fertig gsii, scheintsch ds Wäärchzig dargitaa und der Änglisch Grüess gibättu. Naam Bättuliitu het mu nimme gschafft, de het d Sunntagsrüe agfangu und mu het schich am bitz va der strängu Wuchu arholt und schicht dum Herrgott züegwändot.
Ammaal wieder ischt der Schwaarz Tod, di Pescht durchs Land. Mee wa d Hälfti va de Litu sind gstoorbu und als Bsitzer va dene wägschte Matte in der «Indru Wilära» sind zwei Schweschtre ubrig giblibu: d Anna und d Ursula. Schii sind nimme ganz d jungschtu gsii, aber der riisig Bisitz het schi de ver d jungu Leetschini doch rächt bigeerlich gmacht. Mit Spott und Hoon heintsch alli dii Friijer dervagschickt, heint nummu ver schich und iro Gietji glüeget. Je mee Vee dasch im Stall und je mee Waar im Spiicher ka heint, um soo herter sind iro Häärzi woordu und um so mee heintsch wellu und umso giitiger heintsch alles zämugraffot, wa ne in d Fingra cho ischt. Wäärli waar: Mit de Riiche leert mu Spare! Natiirli heintsch iro Gieti nit alleinig chännu lüege, wesch Hilf gibrüücht heint, heintsch eifach an parr in der Tagschicht agstellt und dernaa schi tribilliert und schigganiert wasch mägu heint. Gizallt heintsch schlächt, mit Triichu und Ässu heintsch schi knapp ghaaltu. Ammaal sintsch wider in der «Indru Wilära» am a Samschtag am Hewwu gsii, güet sintsch vorwäärts cho, aber will bis am Aabu as Gwitter gidroot het, heinscht zwenig Tagwäärcher percho, will a Hüffo iro eigunt Heww heint meissu itöe. Und promt heintsch nit fertig mägu. Und schoo hets z Bättu gliitot. Alli heint iro Wäärchzig abgleit und welle afa Bättu. Aber nix da, wie Furie sind d Anna und Ursula uf dii loos, heint gschimpft und gibrielet: «Jetz wird zeerscht fertiggmacht, suscht gits kchei Loo!» Di aarmu Trepf sind uf das Gääld agwisu gsii und heint emmal murrundu und chlagundo fertigghewwot. Wasch fertig kcha heint, sintsch schnüerstraks heim. Kümm sintsch deheimmu gsii, hets afa Chrachu und Donnru, as fuchtbars Uwätter ischt ubers ganz Telli. D Lit sind vor d Hiischini und de gseentsch, wie schich obuna am Bietschi a Stuck Glescher leest, am briche der Bawaalt hudilundzfätzu schlaat und unnuna d Lonza üffstaut. Der Wilerbach faat a tobu, bricht us dum Grabo üss und bidekt di wäägschtu Matte vam ganzu Leetschutaal mit meeterdicke Schutthüffe. Di Liit daana in Wiler gseent, wie d Anna und d Ursula, wa no heint wellu ds Wächzig versoorge und di Hewwpinschla zellu, in iro Schiir verschwindent, dernaa bricht Schiir und Stall kchachundo zämu, langsam fliesst an Wieggetsch druber und die beidu Schweschtre het mu nie mee gsee.
Alli Deerfer im Leetschutelli sind uf der rächtu Taalsiita, di linggi Siita isch no hiitu an wilte Hund. Hitu aber geit durch dii Sita va Goppistei bis uf de Blatte im Summer an flotte Wanderwägg.
Volmar Schmid, Bürchen 16. 12. 20
Simultantext und audio: hier
[1] Nacherzählung von Volmar Schmid der Geschichte «Die hartherzigen Schwestern» aus Wilhelm Ebener: Illustrierte Wallisersagen. Rotten Verlag, Visp, 3. Aufl. 2008, S. 93;
Bild: Wiler um 1930; Ludwig Imesch: Das Oberwallis im Bild. Bd. Rottenverlag, Visp, 1980, S. 178